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Summer/Winter Schools

2024

CSLS Summer School 

Summer School 2024 : Language, Politics and Power

Die CSLS Summer School "Sprache, Politik, Macht" ist eine interaktive zweitägige Veranstaltung mit Gastvorträgen und Workshops mit Rodney Jones, Universität Reading, Geert Jacobs, Universität Gent, Mi-Cha Flubacher, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Darüber hinaus haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in Gruppen an Diskussionen zu beteiligen und Feedback zu ihrer eigenen Forschung zu erhalten, sich mit anderen Wissenschaftler*innen zu vernetzen und Gleichgesinnte zu treffen. Die Summer School steht Doktorierenden, fortgeschrittenen MA-Studierenden und Nachwuchsforschenden der Soziolinguistik offen.

Gastvorträge

Fragen im unternehmerischen Podcasting: linguistische Ethnographie, multimodale Analyse, Argumentation – und Politik mit Prof. Dr. Geert Jacobs

In meinem Vortrag berichte ich über eine Fallstudie zur Fragetechnik in einer sechsteiligen Podcast-Reihe eines Unternehmers. Unter Verwendung linguistischer ethnographischer und multimodaler Untersuchungen setze ich mich damit auseinander, „Re-Dramatization“-Strategien zu identifizieren und zu analysieren. Diese schaffen in einem im Wesentlichen monologischen Format ein Gefühl von Interaktion und Heteroglossie, indem der Unternehmer das Feedback des Podcast-Machers im Kontext metapragmatischer, sogenannter „sprachbezogener“ Episoden ventriloquiert. Unter Einbeziehung argumentationstheoretischer Ressourcen wende ich anschließend die Konzepte von Endoxa und epideiktischer Rede an. Der Vortrag wird mit einer offenen Reflexion über Fragen der Macht, Autorität, Führungsmarkenbildung und Medienpolitik abgeschlossen.

DIE MACHT UND POLITIK DES FRAGESTELLENS mit Dr. Mi-Cha Flubacher

Es gibt kaum eine alltäglichere jedoch zugleich hochgradiger aufgeladene Frage als „Woher kommst du?“. Bereits das Stellen dieser Frage ruft metapragmatisch ideologisch definierte Positionierungen und Legitimitäten sowohl des Fragenden als auch des Gefragten hervor. Die Normalität der Frage steht im starken Kontrast zur impliziten Infragestellung der anderen Person als „Anomalie“. In meinem Vortrag werde ich den Akt des Fragestellens untersuchen, indem ich verschiedene inhärente Machtachsen betrachte und diese mit einer breiteren Politik der rassifizierten Ausgrenzung verknüpfe. Interviewausschnitte, die sich auf das Hinterfragen der sprachlichen Kompetenz bzw. des sprachlichen Eigentums konzentrieren, dienen als empirischer Ausgangspunkt, bevor die Diskussion auf die Politik des Fragestellens in der akademischen Forschung ausgeweitet wird. Ziel dieses Vortrags ist es, die Ideologien der Normalität des Fragens und der Legitimität des Sprechens auf das Feld der Wissenschaft und Forschung zu übertragen: Wer stellt wem welche Fragen? Wer wird als legitime Forscher*in verstanden, wer als Befragte? Die theoretische und empirische Verknüpfung dieser beiden Bereiche („Alltagsrassismus“ und Wissenschaft) soll die normalisierte und normalisierende Gewalt des Fragens beleuchten, aber auch die Möglichkeit, dass Sprecher*innen sich gegen hegemoniale Diskurse positionieren, indem sie ihre eigene Form von Normalität beanspruchen.

MIT KI SPRECHEN: METAPRAGMATIK UND SOZIOTECHNISCHE VORSTELLUNGEN mit Prof. Dr. Rodney Jones (Universität Reading)

Wenn Menschen mit „intelligenten“ Agenten wie Chatbots interagieren, provozieren sie häufig verbal, um die Grenzen der „Intelligenz“ oder der scheinbaren „Menschlichkeit“ des Agenten zu testen. Eine Funktion solcher Austauschprozesse besteht darin, Menschen dabei zu unterstützen, pragmatische Parameter und inferenzielle Prozesse für die Kommunikation mit Maschinen zu entwickeln, was ich zuvor als algorithmische Pragmatik bezeichnet habe (Jones 2020). In letzter Zeit ist es populär geworden, diese provokativen Interaktionen in Form von metapragmatischen Artefakten über soziale Medien zu teilen, wie z. B. Screenshots von Gesprächen mit Chatbots oder Videos von Interaktionen mit Sprachassistenten. In diesem Vortrag werde ich mich auf drei Beispiele solcher Funde konzentrieren: 1) Darstellung von Gesprächen mit Amazons Alexa und Apples Siri, die als Kurzvideos auf YouTube und TikTok gepostet werden, 2) Screenshots von intimen Gesprächen der Menschen mit dem virtuellen Begleiter Replika, und 3) Outputs, die Menschen erhalten haben, nachdem sie provokative Eingaben an LLM gemacht haben. Auf der Grundlage meiner Analyse argumentiere ich, dass diese metapragmatischen Funde kollektive Auseinandersetzungen mit der algorithmischen Pragmatik erleichtern, die in größere gesellschaftliche Vorstellungen einfließen, nicht nur über künstliche Intelligenz, sondern auch darüber, was es bedeutet, „angemessene“ Sprache zu produzieren und was es bedeutet, menschlich zu sein.