Variation in der Kreolsprache Unserdeutsch: Vortrag zur Verteidigung
Unserdeutsch ist die weltweit einzige bekannte Kreolsprache, die auf dem Deutschen basiert. Sie entstand Anfang des 20. Jahrhunderts während der deutschen Kolonialzeit in einer Missionsschule in Papua-Neuguinea. Heute gilt Unserdeutsch mit weniger als 75 Sprecher:innen in Australien und Papua-Neuguinea als vom Aussterben bedroht.
Mein Dissertationsprojekt widmete sich der Untersuchung der sprachlichen Variation in Unserdeutsch. Dazu wurden vier Variablen auf verschiedenen sprachlichen Ebenen herangezogen, die in einem Korpus aus soziolinguistischen Interviews von 28 Sprecher:innen unterschiedlichen Geschlechts und Alters untersucht wurden. Um herauszufinden, welche sozialen und sprachlichen Faktoren für das Vorkommen bestimmter Varianten ausschlaggebend sind, wurden für alle vier Variablen Regressionsmodelle berechnet. Zusätzlich wurde untersucht, ob sich die Variation – wie in vielen anderen Kreolsprachen – auf einem Kontinuum anordnen lässt.
Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere innersprachliche Faktoren entscheidend für das Auftreten bestimmter Varianten sind, während soziale Kriterien wie Geschlecht und Alter in dem untersuchten Korpus eine untergeordnete Rolle spielen. Hinsichtlich des Kreolkontinuums lässt sich festhalten, dass die Variation keine eindeutige kontinuierliche Anordnung zeigt. Stattdessen bieten andere Faktoren wie die (soziale und geografische) Nähe zur Missionsstation und der Einfluss von Attrition und Sprachtod vielversprechende Erklärungsansätze für die Variation auf der Ebene der Sprachgemeinschaft.
In meinem Vortrag, der eine erste Version meines Verteidigungsvortrags darstellt, präsentiere ich diese wichtigsten Ergebnisse meiner Dissertation.
Wann und Wo
Wann: 17. September, 12.00-13.00 Uhr
Wo: Unitobler, Raum D124