Freitag, 13. November 2015
09:00 Uhr |
Begrüßung |
09:20 Uhr |
Martin Reisigl (Universität Bern) |
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Programmatik einer integrativen Diskursanalyse |
10:00 Uhr |
Ingo Warnke (Universität Bremen) |
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War Hermann Paul ein Gründungsvater der kulturwissenschaftlichen Linguistik? Linguistische |
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Diskursanalyse zwischen Anspruch auf Holismus und Wirklichkeit eines nördlichen Blicks |
10:40 Uhr |
Kaffeepause |
11:00 Uhr |
Crispin Thurlow (Universität Bern) |
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The More‐Than‐Representational Provocations of Elitist Discourse |
11:40 Uhr |
Jeannine Wintzer (Universität Bern) |
12:20 Uhr |
Mittagspause |
14:00 Uhr |
Bryan Vit (Universität Heidelberg) |
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Holistische Stadtforschung am Beispiel des Diskurses über Wohnungsbau in London |
14.40 Uhr |
Kristina Chmelar (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) |
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Bilder einer Ausstellung, Texte einer Ausstellung |
15:20 Uhr |
Lisa Blasch (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) |
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(Hyper-)Mediale Re-/Figurierungen. Ein kritisch-diskursanalytischer Analyserahmen für die |
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multimodale Konstruktion figuraler Identitäten in der „Hyper-Mediengesellschaft“ |
16:00 Uhr |
Kaffeepause |
16:30 Uhr |
Andreas Rothenhöfer(Universität Bremen) |
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Diskurs und Emotion: verbal, konstruktionell, multimodal |
17:10 Uhr |
Janika Jürgens (Ludwig-Maximilians-Universität München) |
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Innovationsdiskurse in der PR-Kommunikation von Automobilfirmen |
17:50 Uhr |
Christian auf der Lake (Heinrich-Heine Universität Düsseldorf) |
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Musik als Diskurs? Annäherungen an die Kategorien ‚Diskurs‘ und ‚Text‘ aus sprach- und |
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musiktheoretischer Perspektive |
Samstag, 14. November 2015
09:00 Uhr |
Simon Meier (Technische Universität Berlin) |
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Wo setzt man bei holistischen Diskursanalysen an? Argumente für eine Graswurzelanalyse am |
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Beispiel von Konstruktionen der Wissenszuschreibung |
09:40 Uhr |
Rainer Diaz-Bone (Universität Luzern |
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Warum methodischer Holismus? |
10:20 Uhr |
Kaffeepause |
10:40 Uhr |
Alexander Ziem (Heinrich-Heine Universität Düsseldorf) |
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Vom Diskurs zur sprachlichen Kategorie: Kognitive Linguistik als holistisches Programm |
11.20 Uhr |
Beate Henn-Memmesheimer (Universität Mannheim) |
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Die epochale Metapher dynamisches Netzwerk und ihre Rahmenbedingungen |
12.00 Uhr |
Heidrum Kämper (Institut für Deutsche Sprache in Mannheim, Universität Mannheim) |
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Diskursgrammatik und Zeitgeschichte. Konstruktionen als Indikatoren politisch- |
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gesellschaftlicher Bedingungen |
12:40 Uhr |
Mittagspause |
14:00 Uhr |
Rudolf Drux (Universität zu Köln) |
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Der interdisziplinäre Homunkulus. Zur Multidiskursivität einer Figur aus Goethes Faust II |
14:40 Uhr |
Anneleen van Hertbruggen (Universiteit Antwerpen) |
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Heinrich Anacker und sein religiöser Diskurs – Bedarf an einem theologischen |
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Interpretationsansatz für nationalsozialistische Propagandadichtung |
15:20 Uhr |
Frank Neubert (Universität Bern) |
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Von der Klassifikation als "Religion" zum "Religionsdiskurs" |
16:00 Uhr |
Kaffeepause |
16:30 Uhr |
Daniel Wrana (Pädagogische Hochschule der Nordwestschweiz) |
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Adson von Melks Weg zum Wissen. Von der semiotischen Dimension des Lernens |
17:10 Uhr |
Johanna Tönsing (Universität Paderborn) |
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Selbstoptimierung als Wissensfigur in deutschsprachiger Literatur und anderen Wissensfeldern |
17:50 Uhr |
Abschluss der Tagung (Diskussion und Resümee bis 18:30 Uhr) |
Organisation:
Heidrun Kämper (IDS Mannheim & Universität Mannheim)
Martin Reisigl (Universität Bern)
Ingo H. Warnke (Universität Bremen)
Anmeldung unter:
diskursinterdisziplinaer@ids-mannheim.de
Ein Blick in die Geschichte der Diskursforschung zeigt, dass der Untersuchungsgegenstand mit den Jahrzehnten zunehmend komplexer und umfassender wird und dass mit dieser Ausweitung des analytischen Fokus auch die auf Diskurse bezogenen Theorien, methodischen Verfahren und Methodologien allmählich ganzheitlicher werden. War es der linguistischen Diskursanalyse anfänglich primär darum zu tun, die Regelhaftigkeit des satzübergreifenden Textzusammenhangs zu erfassen, kamen später beispielsweise auch text- und gesprächsübergreifende Verknüpfungen in den Blick. Hatte die sozialwissenschaftliche Diskursforschung sich zunächst etwa auf Gruppen von Aussagen konzentriert, ging sie dann dazu über, den Zusammenhang von Diskurs, Wissen, Macht und Subjekt integraler zu erforschen.
Holistische Tendenzen zeichnen sich in der Diskursforschung gegenwärtig in vier Bereichen ab:
(1) Eine ganzheitliche Orientierung manifestiert sich dort, wo die Forschung nicht länger nur „Aussagen“ als Atome von Diskursen isolieren will, sondern wo Diskurse als Einheiten verstanden werden, die „Sprachebenen“ übergreifen, wo also die Morphologie von Diskursen als Komplex bestimmt wird, der etwa Phoneme, Morpheme, Wörter, Sätze, Texte, intertextuelle Verbände bzw. Korpora und sprachliche Handlungsmuster als kommunikative Großeinheiten inkludiert.
(2) Holistische Perspektiven zeichnen sich dort ab, wo in der Diskursforschung das Zusammenspiel verschiedenster semiotischer Modi und Medien untersucht wird, also multimodale und multimediale Zusammenhänge von Text, Bild und Ton usw. analytisch Beachtung finden.
(3) Der Holismus wird ferner dort wichtiger, wo in der Diskursforschung nach der integrativen Verbindung von Sprach- und Gesellschaftsanalyse gestrebt wird, wo also z. B. Linguistik und Sozialwissenschaften sehr enge Verbindungen einzugehen bemüht sind, und außerdem überall dort, wo sich problemorientierte Diskursforschung auf verschiedenste Formen der interdisziplinären Zusammenarbeit einlässt.
(4) Zudem sind im Bereich der Methodologie Stimmen zu vernehmen, die das Prinzip eines „methodischen Holismus“ befürworten, die also, so wie etwa Rainer Diaz-Bone, davor warnen, in der Diskursforschung allzu arbiträre Kombinationen von Methoden vorzunehmen, und dafür plädieren, bei der Methodenwahl stets auf theoretische Begründung und Gegenstandsadäquanz zu achten.
Eben solche Bewegungen einer integrierenden Diskurforschung stehen im Zentrum der fünften Jahrestagung des Netzwerks „Diskurs – interdisziplinär“. In insgesamt 21 Beiträgen setzen sich die Vortragenden theoretisch, methodisch und methodologisch, interdisziplinär und empirisch mit Fragen einer holistischen Diskursanalyse oder Diskurstheorie auseinander. Dabei kommen u. a. die Disziplinen der Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Erziehungswissenschaft, Geographie und Religionswissenschaft miteinander ins Gespräch.